admin: htpatient (ät) web.de |
Ich bin HodenTumorPatient seit 1989 (HT-Patient1989). Hier mein Verlaufsbericht / Erfahrungsbericht.
Irgendwann einmal, als ich noch Teenager war und das Petting für mich nicht nur aus der BRAVO her kannte ... waren da so unangenehme Erfahrungen wie HODEN-NIEREN-SCHMERZEN ... wenn ich den Druck vom längeren Rumknutschen und - fummeln mit der Freundin nicht zeitnah loswurde
(Nebenhodenanschwellung durch und von Samenflüssigkeiten, Überreizung - Entzündung)
da kam es auch schon mal vor, dass
ein guter harter Schuss auf die "12" landetet
auch noch solch blöder
Unterwasser-Massagestrahl, welcher dann wohl der Auslöser war, als ich nach
einem netten Nachmittag bei meiner Freundin plötzlich ansteigende Schmerzen in der Nierengegend bekam und SIE mir den
Krankenwagen rief (als Krankenschwesterhelferin) ... der Hoden sollte freigelegt werden - VERDACHT auf Hodendrehung. Dazu sollte noch Gewebe abgenommen werden, um sicher zu gehen.
ICH bestand
darauf, der Hoden kommt wieder rein ... so geschah es denn auch ... der linke
Hoden war wieder platziert. es blieb bei dem Versuch ! ... dann spürte ich irgendwann beim Duschen mit einer "neuen" Freundin (später meine Frau), das mein linker Hoden immer etwas tiefer hing ... und er war irgendwie etwas fester als der rechte ...
bis ich mich dann meinem Hausarzt anvertraute,
vergingen einige Tage/Wochen ... und dieser verschrieb mir Antibiotika für 2
Wochen ... Radikalkur ... (Schmerzen hatte ich KEINE ... außer, dass es an einer bestimmten Stelle am Hoden empfindlich war)
überwies er mich zum Urologen - um eine 2. Meinung
einzuholen ... mittlerweile war es Oktober 1989 ...
welches ich per Einweisung vom Hausarzt
sofort Ende Oktober 1989 aufsuchte um weitere Untersuchungen machen zu lassen
... dann lagen einmal die Röntgenunterlagen auf meinem Bett für die Visite ... und ich lass dort drauf "Lungenmetastasen" ...
und fragte meinen damaligen Bettnachbarn (älterer Mann - Prostataleiden), was
denn Metastasen (
mehr zu Metastasen ) wären ...
tolle Nachrichten für mich ... denn ich war erst/schon Anfang 20 zu diesem Zeitpunkt
... es war der 02.11. - ein Donnerstag ... da raunzte mein Bettnachbar die Schwester an,
warum
"die Unterlagen so offen rum liegen würden und der Junge noch nicht weiß,
was Metastasen sind" ...
dringender Verdacht auf
Hodenkrebs - OP für morgenfrüh den 03.11.1989 angesetzt. ich ging dann zum Münzfernsprecher ( mehr zum Münzfernsprecher ) in die Vorhalle und rief zu Hause an ... erst DA brach ich in mir zusammen ...
heulte mit meiner Mum am
Telefon ... welche sofort mit meinem Vater ca. 30 Min. später bei mir am
Krankenbett standen ...
und am Do. darauf (09.11.1989) sah ich als gebürtiger Berliner im TV
wie Menschen auf die innerdeutsche Mauer stiegen und daran rumhämmerten ...
eine zusätzliche Qual für mich ...
wie gerne wäre ICH dabei gewesen !! Teratokarzinom Stadium IIIb nach Lugano! und Streumetastasen ...
sollte ich in den nächsten 4 Tagen einen Krankenhauswechsel vornehmen zum > BwK-HH-Wansbek < (Bundeswehrkrankenhaus-Hamburg-Wansbek)
zum BwK - BundeswehrKrankenhaus-HH (Dr. med. M. Hartmann war im BwK-HH europaweit der führendste, später nachgefolgt von Dr. med. Wagner ... Dr. Hartmann hat als Offizier im BwK sein Dienstzeitende erlebt und macht in der Uniklinik Eppendorf weiter)
>>> wichtiger LINK zur Zweitmeinung <<<
Thomas Bonk - ich lebe
normalerweise kommt eine weitere OP, eine RLA (retroperitonealer Lymphadenektomie) ( mehr zur RLA ) dran ... dann Chemo ... Untersuchungen und Nachsorgen, wenn glücklicher Verlauf ...
es waren auch Vergrößerungen der
Bauchlymphe deutlich zu erkennen ... also, Frontalangriff auf die Streuung ... habe meine Haare beim 2. Zyklus rasieren lassen (es waren morgens einfach zu viele im Kissen liegen geblieben) ... 2x (Fremd-)Blut bekommen ... etliche Ringerflaschen und weitere Medis, gegen Übelkeit, Entzündungen usw. ... jedes Mal einen neuen ZVK ( mehr zum zentralen Venenkatheter ) ... ein Mal sogar, war es ein "neuer" Anästhesie-Arzt - der brauchte länger und beim Nähen ließ die örtliche Betäubung nach ...
ständige Blutabnahmen und sonstige Kontrollen ... auch der
Nieren mittels atomarem Kontrastmittel ... CT´s - ebenfalls mit
Kontrastmittel (Chemie) ...
während der Chemozeiten habe ich NICHTS mehr essen können ... also, besser - alles kam immer wieder
raus (ca. alle 20-30 Minuten übergeben, während der Gift- und Spülphase) ... ich
ging mit ca. 68 Kg ins Krankenhaus ... mit ca. 54 Kg kam ich wieder (im Zeitraum
Nov. 1989 - April 1990) ... und versicherte mich, ob bei Veränderungen der Restbefunde immer noch operiert werden kann ... was nicht ausgeschlossen wurde ...
jedoch nicht garantiert
werden konnte ....
es war Jan. 1991 ... Schwerbehinderung beantragt und auf 100% anerkannt worden ... auf 5 Jahre
... so genannte SPERMIOGRAMME ( mehr zum Spermiogramm ) ... diese hatten Daten und Ergebnisse über meine Chromosomen und Fertilität ... denn es war zu diesem Zeitpunkt nicht klar, wie Verändert die Chromosomen sind/sein werden und zu Missbildungen führen können ...
nach gut 2 Jahren gab der
Doc mir und meiner ehemaligen Verlobten (dann Angetraute)
GRÜNES LICHT
... Fam-planung kann vollzogen werden ....
dennoch zu meinem DOC ging, weil sie 2.3 cm gemessen haben will ... und gleichzeitig offenbarte mir mein DOC ... er habe Marschbefehl in den Kosovo bekommen ... wenn also einer RLA zugestimmt wird ... dann binnen kürzester Zeit ... es war um Ostern ... ich hatte 2-3 Tage Zeit mich zu entscheiden ...
nach Gesprächen mit der Fam. ...
anderen mir vertrauten Menschen ...
habe ich dann binnen 24 Stunden JA gesagt
... Ich gewann Vertrauen zu ihm ... er weckte in mir den wachsenden Mut den Schritt nun WIRKLICH gehen zu wollen ...
da sagte er mir kurz vor den 3 Unterschriften
auf der Abtrittserklärung zur OP: "Ab morgen habe ich Urlaub für 2 Wochen!"
hatte gerade zu IHM Vertrauen
gewonnen und dann kommt ein anderer und macht den für mich LEBENSWICHTIGEN Job
?? - NEEEEE ...
er beruhigte mich ... und versprach mir am Tage der OP dort zu sein ... er gab
mir sein WORT und reichte mir seine Hand für den "Hanseatischen" (HandschlagVertrag
unter Edelkauf- oder Handelsleuten in der Hamburger Region) ... etwas, worauf
ich noch HEUTE vertraue ... woran ich GLAUBE ... und es wuchsen dennoch Bedenken in mir ... Ängste, ob ich alles richtig mache ... ob ich zurückkommen werde ... Letzten Willen und so was wie Abschiedsbriefe hatte ich schon einen Tag vorher in einem C4-Kuvert dem Sozialdienst im BwK ausgehändigt -
mit der Bitte um Überreichung an meine Fam.,
sollte ich nicht zurückkommen ... Ich wollte dann nicht mehr ... konnte eh nicht schlafen ... und habe nach dem Dienst habenden Arzt der Nacht gerufen ... auch dieser nahm sich Zeit für mich ... zeitgleich kam eine mir schon sehr vertraute Nachtschwester mit 2 Kapseln und einem Wasser vorbei ...
"na, trinken wir einen zusammen?" ... und zwinkerte
mir zu
und beide verließen den Raum ... es war mein Wunsch ... ich weinte - bitterlich ... wenn es doch nur schon HINTER mir wäre ... und erschöpft vom Weinen dachte ich mir -ALLE gute 200 Männer vor Dir sind wieder aus dem OP zurückgekommen- ...
und meldete der Nachschwester: "Ich habe
die Dinger genommen - danke" - "Sie werden Dir gefallen und helfen, glaube mir"
.... Rasur, Engelshirt, Krankenunterlagen, Bett rollt raus, Fahrstuhl, Bettwechsel auf kalte Pritsche, Arme wieder raus aus dem Engelshirt, Zugang am Arm gelegt bekommen - alle liefen in GRÜN und vermummt rum, Besteckklappern, Neon-Licht, Apparate, viele Hände berühren mich (nicht unangenehm - eher helfend, stützend), mir wird die Spinalanästhesie am/im Rücken verlegt ... und dann auf einmal eine Stimme die ich kannte, Augen - die ich kannte, ein direkt vor mir stehender in GRÜN eingepackter Mann sprach zu mir:
"Ich bin es - Stefan ... bin gekommen, wie ich es versprochen habe - und
ich BLEIBE, bis Du auf Intensiv kommst ... alles klar ?" und dann wurde ich hingelegt ... das Engelshirt wich von meinem nackten Körper ... ein kleines Handtuch wurde mir über den Lendenbereich gelegt ... die Pritsche rollte zu einer großen Automatiktür ... ich sollte mal rückwärts zählen von 10 auf Null - sagte mir die vertraute Stimme ...
und ich erinnere mich noch an eine gesprochene 8
und gedankliche 7 .....
eine weibliche Stimme forderte mich auf SIE anzuschauen ... was
ich wohl auch tat, denn sie ließ von mir ... ich war wieder da ...
es war etwas ähnliches wie ein
Expander - breiter elastischer Gürtel ...
sprechen konnte ich nicht ... musste auch nicht .... leichte Kost wurde immer fester und lecker ... laufen lernen ... lachen ging nicht gut ... niesen auch nicht ... dann die fast 40 Klammern raus ... immer schön die Narbe begutachten lassen ... dann die Naht gut gesalbt und versorgt
(lasst Euch beraten -
ich habe damals vaselineähnliches genommen 3x täglich!!!) ...
UND - wer kam
mich noch besuchen auf dem Zimmer ... der Anästhesist.
(unternehmerische Entscheidungen zur Betriebsauflösung!)
Ich achte zuerst auf mich !
jeder Verlauf anders sein kann (vergleiche bitte mit anderen Verläufen/Berichten) ... und dennoch alle das selbe Ziel haben ...
mit einem festen
GLAUBEN (woran auch immer! - am besten an sich selbst!) und aufrechtem Haupt immer in den nächsten Akt
gehen ... welche IMMER zu mir gehalten haben und mir KRAFT spendeten ...
... auch, wenn sie sich später von mir abwendeten ...
( Worte meiner BESTEN FREUNDIN, welche am 03.11.2011 ihren Körper verlassen hat - bist IN mir ... dennoch vermisse ich Dich ) ___________________________________________ In lieber und ehrvoller Erinnerung:
Ende Februar 2010 hat mein 2. Lebensretter/Nachsorger nach über 1 Jahr Kampf gegen eine sehr seltene und aggressive Form von Leukämie seinen Körper verlassen. Mit tiefem Gefühl und aufrichtigem Respekt würdige ich die Leistungen des DOC Thoms. Er hat vielen Menschen helfen können, war unermüdlich im inländischen und ausländischen Einsatz. Ich bin tief traurig darüber und gleichfalls täglich mir bewusst, welch GESCHENK er mir (uns) hinterlassen hat.
in memory ___________________________________________
|